BAAL-SCHEM-TOW

MOSHE KAHN & THE KLEZMER CONNECTION erzählen
GESCHICHTEN VOM Rabbi Israel ben Elieser
genannt der BAAL-SCHEM-TOW

Texte finden Sie hier - oder gleich zur CD!


Konzept und Hintergründe (für ganz schnelle gibt's auch eine KURZBESCHREIBUNG)

Die Welt des jüdischen Schtetls, die bedeutenden Zentren jüdischen Lernens und Lehrens in den Ländern Osteuropas sind im 2. Weltkrieg vernichtet worden.

Das ist am Ende nicht gelungen. Was zerstört wurde, wurde teilweise wieder aufgebaut. Was geraubt wurde, wurde teilweise zurückgegeben. Aber wer vernichtet wurde, kam nicht wieder und was ausgelöscht wurde, blieb tot an den Orten zurück.

Die einen leben in der Erinnerung weiter, das andere wird fortgeführt, erblüht in anderen Gegenden neu, wohin die jüdischen Menschen dieser Länder mit mehr Glück zu fliehen vermochten, bevor sie in Ghettos eingeschlossen werden konnten. Und an diesen anderen Orten entwickeln sie neue oder bewahren alte Traditionen oder entwickeln alte Traditionen weiter, um sie für unsere und jede kommende Generation lebendig zu erhalten und uns den lebendigen Umgang mit ihnen zu lehren.

Dazu gehört die Musik dieser jüdischen Welt im Osten, eine Musik, die wir "Klezmer" nennen. Sie hat schon früh ihren engen Kreis verlassen, sich auf den Weg gemacht und Verbreitung gefunden, überall dort, wohin Juden aus den östlichen Ländern wanderten, auf der Suche nach einem ruhigen, nicht von Pogromen und anderen gesellschaftlichen Benachteiligungen und Herabwürdigungen bedrohten Glück. So finden wir sie in Israel ebenso wie in Nordamerika oder Australien, und seit einigen Jahren auch zunehmend wieder in Westeuropa.

Moshe Kahn und die Salzburger Musiker-Gruppe The Klezmer Connection haben sich nun daran gemacht, diese zum Teil sehr alten Melodien in einer neuen Gestaltung mit Geschichten und Anekdoten zu verbinden, die die geistige Welt, aus der auch diese Musik stammt, vor uns erstehen lassen.

"Es ist die Landschaft, in der ein nicht unbeträchtlicher Teil jener chassidischen Geschichten zu Hause war, die Martin Buber uns allen auf deutsch wiedererzählt hat", sagte der aus der Bukowina stammende Lyriker Paul Celan in seiner Dankrede, als er 1959 den Bremer Literaturpreis entgegennahm, und er fuhr dann mit einem bemerkenswerten Satz fort: "Es war ... eine Gegend, in der Menschen und Bücher lebten."

Celan gebraucht das Imperfektum, denn 1959 sprach er von der Vergangenheit dieser Welt, die es so, mit ihren Menschen und ihren Büchern, eben nicht mehr gab, und die 1959 gegenwärtige Landschaft war längst der Geschichtslosigkeit und der Gesichtslosigkeit anheimgefallen.


Und in diesem ersten Programm von Moshe Kahn und der Klezmer Connection geht es denn auch um die in Geschichten und Anekdoten sich spiegelnde geistige Darstellung der Lebensspanne des Begründers der auch heute noch, aber unter sehr verwandelten und erstarrten Formen bestehenden chassidischen Bewegung, des grossen, des "heiligen" Baal Schem Tow, der eigentlich Rabbi Israel ben Elieser hieß und von 1700 bis 1762 lebte, zur selben Zeit also wie Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, der Begründer der Herrnhuter Brüdergemeinde, eines pietistisch geprägten Konventikels im Böhmischen. Die Bewegung der Chassidim war, ähnlich wie die des Pietismus, ursprünglich eine ganz vom tätigen und freudigen Glauben geprägte und von allen Erstarrungen des Glaubens sich abkehrende Gruppierung innerhalb des Judentums.

Aber der Baal Schem Tow selbst hat nie Bücher oder Traktate geschrieben, nichts ist von seiner Hand in schriftlicher Form festgehalten und überliefert worden. Alles, was wir über ihn und seine Lehren wissen, ist uns von seinen Schülern und Schülersschülern überliefert.

Das vorliegende Programm verwendet daher nur die von dem großen Wiener theologischen und philosophischen Denker Martin Buber gesammelten und aufgeschriebenen Geschichten, Anekdoten und Aperçus, um den weiten Bogen von der Vorgeburt des Baal Schem Tow bis zu seinem Tod und der Zeit nach seinem Tod zu spannen. Die Klezmermusik durchwirkt, begleitet und kommentiert dieses Erzählen und erleichtert damit dem Zuhörer die Aufnahme dieser wie Diamanten so kunstvoll geschliffenen Sprache Martin Bubers.

Damit wird uns diese Welt noch einmal von einer anderen Seite her eröffnet, nämlich der, die das alltägliche Leben der Juden in diesen Landschaften geprägt, bestimmt und getragen hat, jenseits aller jüdischen Witze, aller Musicals und Filme. Und auch heute noch wirken diese Lehren des grossen heiligen Baal Schem Tow und seiner Schüler weiter, zwar nicht mehr in den Landschaften, aus denen sie gekommen sind, sondern in einigen kleinen Gemeinden der grossen Städte Amerikas, Europas und in Israel.

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